Bachelorprojekt | KunstUniversität Linz OÖ

Das Nagelschmiedmuseum Rattenberg, Tirol

Der Schritt in die Digitalisierung

Wo liegt Rattenberg und was sind die Nagelschmiedhäuser?

Rattenberg ist mit 440 Einwohner und 11 ha die kleinste Stadt Österreichs. Sie wird urkundlich erstmals 1254 genannt und gehört zu den wenigen Städten Europas, die sich ihr mittelalterliches Stadtbild nahezu zur Gänze bewahrt haben. Rattenberg und die Region des östlichen Unterinntales gehörten im Mittelalter zu Bayern. Die wirtschaftliche und politische Bedeutung, die Rattenberg bereits in dieser Zeit erlangte, beruhte im Wesentlichen auf die Grenznähe zu Tirol und auf den Umstand, dass hier die Landstrasse aus Bayern mit jener nach Salzburg zusammentraf. Rattenberg hatte dadurch die Funkton eines regionalen Verkehrsknotenpunktes. Zum Strassenverkehr kam jedoch die Innschifffahrt mit einer eigenen Anlagestelle in Rattenberg. Auf beide- Achse und Schiff – wurde ein Zoll eingehoben.
(…) Rattenberg erlebte im 15 Jh. durch den Kupfer- und Silberbergbau der Region einen weiteren wirtschaftlichen Aufschwung.

Bis 1912 wurden im heutigen Museum noch Nägel mit Köpfen gemacht und hart gearbeitet. Das doppelgiebelige, in die Felsen gebaute Haus ist eines der meistgemalten und -fotografierten Motive der Stadt.

Zu bewundern sind die alten, original eingerichteten Stuben und Schlafräume. Die Infos über die Details von der Lebensweise vergangener Jahrhunderte zeigen zahlreiche Bilder, aber auch einige seltene Antiquitäten und Schaustücke und erzählen über Kunst und Kultur in Tirol. (…)

https://www.alpbachtal.at/de/sommer/ausflugsziele/museen/handwerkkunst-nagelschmiedhaeuser

 

Die beiden Häuser wurden in den 90er Jahren von einer Privatperson erworben. Sie wurden aufwendig restauriert und heute als Museum genutzt. Mit viel Enthusiasmus und Geld entstehen so Plätze an denen wertvolle private Sammlungen gezeigt werden. Ohne diese Privaten Museumsgestalter und Betreiber, die in ehrenamtlicher, unbezahlter, unversicherter und oft unbedankter Weise Sammlungen der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen, würde eine Lücke entstehen in der Erhaltung und Vermittlung regionaler Historie.

Recherche:

Am Beginn meiner Recherche habe ich begonnen mit Dr. Klaus Landa, Verbund Österreichischer Museen, Leonding über die unterschiedlichen Formen der Museen in Österreich zu sprechen. Dabei habe ich erkannt, daß die Formulierung „Heimatmuseum“ oder „Volkstümliches Museen“ nicht korrekt ist. Es wird auch in Fachkreisen nicht gerne verwendet, da es, so scheint es mir, der Qualität eines Museums abträglich ist. Dreht man diesen Spiess jedoch um, so ergibt sich ein gänzlich anderes Bild.

Die Betreiber, der sogenannten Heimatmuseen mit ihren volkstümlichen Sammlungen, benennen sich gerne so, da es nichts weiter bedeutet, als die Beschreibung ihrer gesammelten Exponate: ihrer Herkunft, der dörflichen sozialen Strukturen, der Bewahrung ihrer technischen Errungenschaften und Spezialgebiete. Deshalb werde ich in meiner Zusammenfassung, es mögen mir die Fachkreise verzeihen, dennoch die Terminus des „Heimatmuseums“ bemühen, da es sich für mich als Umschreibung eignet, von Museen, die ehrenamtlich geführt, aus privater Hand finanziert und aus privaten Sammlungen entstanden sind.

Mit Unterlagen aus diversen Printmedien, online und mit der Erlaubnis der Familie Wetscher/Tirol, darf ich das Museum in den Nagelschmiedhäusern als Forschungsobjekt für meine Bachelorarbeit benutzten.

 

Für meine Arbeit muss das Museum zu Beginn kategorisiert und eingeteilt werden um danach
die Möglichkeiten interaktiv/digitale oder interaktiv/analoge Projekte zu planen.

https://vimeo.com/user21854516/review/307261689/8ceac79f89

Das Konzept

Interaktivität & Film

Ein Raum in der Ausstellung behandelt die Nagelschmiede. Der Beruf des Nagelschmieds ist ein typisches Beispiel dafür, wie sich die Welt des Handwerks in unserer Zeit ganz leise verabschiedet. Konnte der Lehrberuf des Nagelschmieds (Nagler) in dem letzten Jahrhundert in Europa noch erlernt werden, verschiebt sich dieser Beruf nun in die Liebhaberei und Schauschmiedetätigkeit. Nägel werden heute industriell gefertigt. Spezialnägel, wie Brettnägel, Sparrennägel, Speichernägel, Lattnägel, Decknägel, Radnägel, Hufnägeloder Schuhnägel werden in dieser Menge nicht mehr benötigt. Schuhe werden heute geklebt und werden nach einer Saison weggeworfen. Genageltes Schuhwerk kennen die wenigsten und sind auch nur noch in ganz speziellen Schustereien angeboten.

Am Eingang zum Museum befindet sich auch heute noch eine vollkommen intakte Nagelschmiede. die zu Anlässen benutzt werden kann. Schauschmieden gibt es auch in Oberösterreich, Garsten, die Nagelschmiede Dambach.

 

Die Umsetzung

Von der Idee zur Installation

Die Aufteilung des Museums:

Raum 1: Möbel aus dem Alpbachtal (Besonderheit: Bild von Franz Defregger „Die Kranke“, Kruzifix von Franz Xaver Nissl, Truhe klein mit 5 Geheimfächern)
Raum 2: Innschifffahrt und Innplättenbau in Tirol (Besonderheit: Modell Innschifffahrtszug in verkürzter Darstellung, Modell Schopperwerkstätten + Plättenbau, Statuten der Innschifffahrtsbruderschaft von 1596, Original Schopperwinde, Bruderschaftstruhe in Eisen)
Raum 3: Der Kanzler von Tirol ( Dr. Wilhelm Biener, hingerichtet am Rattenberger Stadtberg 1651)
Raum 4: Die Brandenberger Holzdrift ( TV Film, 4 min, Versorgung der Bergleute)
Raum 5: Stube Zillertal (Prachttruhe von 1797, Orig. Zillertaler Trachtenpaar, Kleine Zillertaler Almtruhe)
Raum 6: Möbel aus dem Zillertal (Doppelbett und Truhe vorderes Zillertal, Truhe aus dem Tuxertal, div. Gebrauchsgegenstände, Zillertaler Lastenräger)
Raum 7: Gebrauchsgegenstände und Arbeitsgeräte lt. Beschreibung
Raum 8: Schlafkammer (Himmelbett und Kinderbett, Schrank Zillertal 1809)
Raum 9: Arbeitszimmer (Prachttrhe oberes Inntal, Info Dr. Paracelsus, Apothekenschrank, Schädel)
Raum 10: Die Nagelschmiede (Video „Die Nagelschmiede“ PROJEKT D (Teil1))
Raum 11: Krippe Rattenberg, Krippe Zillertal
Raum 12: Ur- und Frühgeschichte Tirols ( Rattenberg)

 

 

RAUM 10: Versuch 1 – Video über einen Player steuern

Eine interaktiven Steuerung zum Abspielen einer 3-teiligen Videoserie, der erste Teil „vom Eisenstab zum Nagel“, wird momentan per Bewegungssensor abgespielt. Diese Arbeit wird erweitert.

https://vimeo.com/user21854516/review/307261689/8ceac79f89

Die Ansteuerung des Videos passiert momentan über einen Bewegungssensor der in diesem Raum den Strom ein- bzw. auschaltet.

Der Monitor ist ein Samsung UE40JU6450U, 40 Zoll, UHD 4K mit einem Mediaplayer MPC1080p-10 an dem ein USB Stick mit dem Film steckt.

Der Film wird im loop abgespielt, solange der Bewegungssensor eine Bewegung im Raum registriert. Bewegt sich im Raum für 3 min nichts mehr schaltet sich der Monitor mit dem Player aus.

 

 

 

Schriftliche Arbeit

Die Rolle der volkstümlichen Museen und Heimathäuser in einer Zeit der Digitalisierung und Modernisierung der österreichischen Mussenlandschaft

Als Beispiel eines gelungenen Zugangs zur Digitalisierung möchte ich das Webereimuseum im Textil Zentrum Haslach, Oberösterreich vorstellen. Denn die Weber rühmen sich ja damit, dass die Digitalisierung ursprünglich aus der Weberei kommt.
Der Binärcode im Lochkartensystem von Webermaschinen ist eine erste Form der industrialisierten digitalen Welt.

Regionalität, Tradition und Handwerk sind unsere Geschichte. Das Alte zu bewahren und für spätere Generationen aufzuarbeiten ist unsere Pflicht und wird, meiner Meinung nach, viel zu selten erfüllt.
Die Aufgabe, unsere Geschichte mit modernen Mitteln und neuen Medien so aufzuwerten, dass es gelingt den Spagat zwischen der Ursprünglichkeit und der Innovation unaufgeregt und behutsam zu schlagen, fand ich von Beginn an spannend.

Frau Christina Leitner, die wissenschaftliche Leiterin des „Textiles Zentrum Haslach“ hat mit mir darüber gesprochen und mir ihr Museum gezeigt.

Webereimuseum Textiles Zentrum Haslach